Die meisten KMU sehen möglichen Negativzinsen entspannt entgegen
Der Raiffeisen KMU PMI ist im Mai leicht gesunken, bleibt jedoch weiterhin über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Angesichts der anhaltenden Unsicherheit sieht die Schweizerische Nationalbank (SNB) nach wie vor Abwärtsrisiken und signalisiert noch tiefere Zinsen. Mögliche Negativzinsen beurteilen die KMU insgesamt neutral bis positiv, wie eine Sonderumfrage von Raiffeisen zeigt.
02.06.2025
Der Raiffeisen KMU PMI ist im Mai von 50.9 auf 50.5 Punkte gesunken, notiert aber weiterhin über der Wachstumsschwelle von 50. Er bewegt sich damit im Einklang mit vielen Industrie-PMIs in der Eurozone, die zuletzt ebenfalls besser ausfielen als erwartet. Die Industrie hat in den vergangenen Monaten von Vorzieheffekten profitiert. Zudem hat sich der Handelskonflikt zuletzt etwas entspannt. Die Unsicherheit im Zusammenhang mit der US-Zollpolitik ist zwar weiter hoch. Das Verhalten der US-Regierung deutet aber darauf hin, dass sie zu einem gewissen Grad auf die Märkte Rücksicht nimmt und nicht bis zum Äußersten gehen will. Die USA haben sich zum Beispiel mit China auf eine spürbare Reduktion der gegenseitigen Zölle geeinigt. Vorerst ist die Einigung zwar nur befristet, doch die Verständigung lässt hoffen, dass ein radikaler wirtschaftlicher Bruch zwischen den beiden Ländern vermieden werden kann.
Die von Raiffeisen befragten KMU melden im Mai einen weiteren Anstieg der Produktion (51.5 Punkte), auch wenn dieser weniger stark ausfällt als im Vormonat (53.8 Punkte). Gleichzeitig erhöht sich der Anteil der Unternehmen, die steigende Auftragseingänge aufweisen (von 51.6 auf 53.2 Punkte). Die übrigen drei Komponenten (Beschäftigung, Lieferfristen und Einkaufslager) notieren hingegen unter der Expansionsmarke von 50. Die Komponente zum Einkaufslager war im April noch deutlich gestiegen, verzeichnet im Mai jedoch eine klare Gegenbewegung.
Übergang zu lockerer Geldpolitik
In der Eurozone hat in den vergangenen Monaten auch die geldpolitische Lockerung zur besseren Stimmung in der Industrie beigetragen. Die Europäische Zentralbank hat den Einlagenzinssatz innerhalb eines Jahres von 4.0 % auf 2.25% gesenkt, womit die Geldpolitik nicht mehr bremsend auf die Wirtschaft wirkt. Weitere Zinssenkungen in den nächsten Monaten in Richtung 1.5% und damit eine expansive Geldpolitik erscheinen realistisch.
In der Schweiz liegt der Leitzins aufgrund der niedrigen Inflation bereits bei 0.25%. Die Frankenstärke erhöht die Wahrscheinlichkeit leicht negativer Inflationsraten im weiteren Jahresverlauf. Die Schweizerische Nationalbank signalisiert deshalb ihre Bereitschaft, die Geldpolitik weiter zu lockern. Eine Zinssenkung auf 0% bei der nächsten geldpolitischen Lagebeurteilung am 19. Juni gilt als sehr wahrscheinlich. Damit rückt auch eine Wiederaufnahme der Negativzinspolitik in greifbare Nähe, zumal sich SNB-Präsident Martin Schlegel offen für diesen Schritt gezeigt hat.
Vor diesem Hintergrund hat Raiffeisen kleine und mittlere Unternehmen im Rahmen einer Sonderumfrage gefragt, wie sie zu einer möglichen Einführung von Negativzinsen stehen. Etwas mehr als 40% der befragten Betriebe sieht weder einen positiven noch einen negativen Einfluss auf das eigene Unternehmen. Die Antworten sind dabei weitgehend unabhängig davon, ob eine Kreditfinanzierung besteht oder nicht. Nur 12% der befragten KMU rechnen mit Nachteilen, etwa aufgrund potenzieller Kosten für die Liquiditätshaltung. Mit rund 33% liegt der Anteil jener Unternehmen, die von möglichen Negativzinsen positive Effekte erwarten deutlich höher. Sie erhoffen sich dadurch insbesondere niedrigere Kapitalkosten, eine Belebung der Investitionen sowie einen stabileren Wechselkurs. Einige KMU berichten zudem, dass die Zinssenkungen der SNB bereits zu einer spürbaren Belebung der Baukonjunktur geführt haben.
Wie würde sich eine Wiedereinführung von Negativzinsen durch die SNB auf Ihr Unternehmen auswirken?
Raiffeisen KMU PMI – Subkomponenten (II)
| Mai 25 | Apr 25 | Mär 25 | Feb 25 | Jan 25 |
---|---|---|---|---|---|
Gesamtindex | 50,5 | 50,9 | 47,9 | 49,9 | 44,6 |
Auftragsbestand | 53,2 | 51,6 | 47,8 | 51,5 | 44,4 |
Produktion | 51,5 | 53,8 | 49,7 | 50,6 | 45,5 |
Beschäftigung | 48,8 | 49,1 | 48,0 | 48,0 | 41,1 |
Lieferfristen | 49,5 | 46,7 | 48,3 | 52,0 | 49,5 |
Einkaufslager | 44,6 | 51,4 | 42,9 | 44,1 | 42,6 |
50 = Wachstumsschwelle
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Domagoj Arapovic
Senior Economist Raiffeisen Schweiz
Domagoj Arapovic hat an der Universität Zürich Volkswirtschaft studiert und arbeitete anschliessend von 2007 bis 2012 bei der Schweizerischen Nationalbank im Economic Research und im Risikomanagement. Seit 2011 hält er das Chartered Financial Analyst- Diplom und seit 2013 ist er bei Raiffeisen Schweiz als Senior Economist tätig.
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