Die SNB senkt auf null
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Leitzins per 20. Juni 2025 um weitere 0,25 Prozentpunkte auf null gesenkt. Unser Chefökonom Fredy Hasenmaile erklärt, was der Entscheid für wirtschaftliche Auswirkungen hat, und beantwortet die wichtigsten Fragen.
19.06.2025
Allgemein und Wirtschaft
Warum hat die SNB ihren Leitzins nochmals gesenkt?
Der Leitzins war zwar bereits tief. Aber auch die Schweizer Inflation befindet sich wieder auf einem sehr tiefen Niveau. Die Preise haben sich zuletzt abermals schwächer entwickelt als von der Nationalbank erwartet. Da sich zudem die Abwärtsrisiken für die Schweizer Wirtschaft, aufgrund der aggressiven US-Handelspolitik und des stärkeren Frankens, erhöht haben, sah das SNB-Direktorium weiteren Handlungsbedarf. Die Geldpolitik wurde erneut gelockert, um die Inflation mittelfristig im SNB-Zielband von null bis zwei Prozent zu halten.
Kehren schliesslich die Negativzinsen zurück?
Die SNB hat mit ihrer präventiven Politik vorgelegt und den Leitzins schnell auf null herabgenommen. Die Hürde zur Wiedereinführung der Negativzinspolitik dürfte zwar etwas höher liegen, denn auch die SNB mag grundsätzlich keine Negativzinsen. Die Direktoriumsmitglieder zeigen sich aber generell bereit, bei Bedarf erneut auf das Instrument zurückzugreifen. Wenn sich die negativen Konjunktureffekte der US-Strafzölle im Rahmen halten, und der Franken vor allem gegenüber dem Euro wie zuletzt stabil bleibt, sollten die Abwärtsrisiken für den Preisausblick jedoch auch ohne Negativzinsen abnehmen. Deshalb sehen wir nicht zwangsläufig eine Rückkehr der Negativzinsen. Eine erneute Eskalation der Zollstreitigkeiten könnte jedoch, zusammen mit einer steigenden Frankennachfrage, den Handlungsdruck auf die Nationalbank nochmals erhöhen. Negativzinsen sind im labilen Umfeld also keineswegs auszuschliessen.
Hypothekarmarkt
Was bedeutet der Zinsentscheid für die Hypothekarzinsen?
Mit der jüngsten Leitzinssenkung sinkt entsprechend auch der darüber gesteuerte Tagesgeldsatz SARON. Damit werden SARON-Hypotheken nochmals günstiger als die meisten Festhypotheken. Da an den Zinsmärkten auf Jahressicht seit einiger Zeit leicht negative Zinsen vorweggenommen werden, haben sich die Finanzierungskonditionen für längerfristige Festhypotheken bereits vor dem Zinsentscheid auf tieferen Niveaus bewegt. Damit dürfte es, sogar bei einem leicht negativen Leitzins, am langen Ende nicht mehr viel Abwärtspotenzial geben. Und sollte die SNB ihren Lockerungszyklus beim aktuellen Niveau beenden, könnten die Festhypotheken im späteren Jahresverlauf sogar wieder etwas mehr kosten.
Welchen Einfluss hat die Senkung auf den Wohnimmobilienmarkt?
Bereits vor der jüngsten Senkung hat das tiefere Zinsniveau die Finanzierungsbedingungen für Wohneigentum wieder wesentlicher attraktiver gemacht. Die Zuversicht auf der Käuferseite dürfte mit den Nullzinsen nochmals zunehmen und die Nachfrage nach Wohnimmobilien beleben. Da auf der Angebotsseite unverändert Knappheit herrscht, sollte das Immobilienpreiswachstum dabei wieder mehr Fahrt aufnehmen.
Welche Zinsbindung bietet sich bei der Verlängerung oder Neuaufnahme einer Hypothek an?
Der Zinsvorteil von Festhypotheken gegenüber SARON-Finanzierungen hat sich mit den letzten SNB-Senkungen wieder umgekehrt. Längerfristige Festhypotheken machen aber weiterhin Sinn, wenn man von einer fortlaufenden Konjunkturerholung und keinem zusätzlichen Zinssenkungsbedarf der Nationalbank und der anderen grossen Notenbanken ausgeht. Vor allem wenn man eine fixe Kalkulationsgrundlage bevorzugt, bietet sich eine mehrjährige Festhypothek an. Kürzere Laufzeiten sind hingegen vorteilhafter, wenn man von einer anhaltenden oder nochmals ausgeprägteren Konjunkturschwäche ausgeht, einhergehend mit nochmals tieferen Zinsen. Grundsätzlich sehen wir derzeit die Finanzierungskosten über die Laufzeiten hinweg allerdings nicht stark voneinander abweichen.
«Negativzinsen sind künftig nicht zwingend aber auch keineswegs auszuschliessen.»
Fredy Hasenmaile
Chefökonom Raiffeisen Schweiz